Wie auf Erden der Weg
zur Lebensvollendung
sicher beschritten werden kann
Denn wer Gott nicht richtig erkennt, kann nie vollkommen an einen Gott glauben, noch weniger Ihn über alles lieben und somit auch des Geistes Gottes nie völlig teilhaftig werden. Denn aus einer unrichtigen Erkenntnis Gottes kommen mit der Zeit, vermöge des freien Willens der Menschen, allerart Irrtümer unter die Menschen, die dann wie eine tausendköpfige Hydra fortwuchern, die Menschen zu Götzendienern machen und ihnen die Pforte zum wahren, ewigen Leben verrammen, so daß sie dann als Seelen im Jenseits schwer je hineinkommen können; denn was eine Seele hier in einem Tage zu ihrer Lebensvollendung ausrichten kann, das vermag sie jenseits oft in mehreren Tausenden von Erdenjahren nicht.

(Quelle: Auszüge aus Jakob Lorber, „Das große Evangelium Johannes", Band 6, Kap. 225 - 230)

Jesus spricht zu seinen Jüngern in einer Herberge des Lazarus auf dem Ölberg bei Jerusalem:
[GEJ.06_225,02] Das Leben der Seele kann dir weder ein Mensch und noch weniger ein schon abgeschiedener Geist zeigen und beweisen. Das mußt du in dir selbst finden; und das ist nicht anders denkbar möglich als nur durch die wahre Liebe zu Gott und durch die Liebe zum Nächsten.

[GEJ.06_225,03] Du meintest, daß eine Rückkunft einer schon abgeschiedenen Seele den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele und den Glauben an Gott am meisten stärken würde, und Ich sage dir, daß du da in einer ganz grundirrigen Meinung steckst! Fürs erste hat eine abgeschiedene Seele jenseits für sich und für ihre dortigen Nächsten zur Übergenüge zu tun und hat gewisserart eben nicht zu viel Muße, zu öfteren Malen wieder in einem aus der Luft der Erde sich angeschaffenen Leibe den Fleischmenschen zu erscheinen und sie zu lehren, wie es drüben steht und aussieht, und fürs zweite kann ein jeder vollkommene Geist ohnehin auf die Menschen ohne Beschränkung ihres freien Willens bestmöglich einwirken, und ein solch unsichtbares Einwirken ist dem Menschen um vieles heilsamer denn eine Sichtbarkeit und Hörbarkeit eines abgeschiedenen Geistes. Denn so dir ein guter und schon sehr erleuchteter Geist gute und edle Gedanken und Gefühle in dein Herz legt, so sind sie schon so gut, als hättest du selbst sie in dir erfunden; sie einen sich mit deinem Leben und bestimmen dich zur Tätigkeit.

[GEJ.06_225,04] So aber ein Geist, wie zum Beispiel der des Moses, dir erschiene und zu dir sagte: ,Dieses und jenes mußt du tun, so du zum Leben eingehen willst; tust du das nicht, so verfällst du dem Gerichte des allmächtigen Gottes, und es wird schwerlich ein vollglückliches Erstehen vom Tode des Gerichtes geben!', da wirst du nach solch einer Mahnung erbeben und wirst dich dein Leben lang nichts anderes zu tun getrauen, als was dir der Geist Mosis zu tun befohlen hat.

[GEJ.06_225,05] Welches Verdienst aber wirst du dann dabei haben? Siehe, gar keines; denn da hat nicht dein eigenes besseres Erkennen deinen freien Willen zur besseren Tätigkeit bestimmt, sondern die Macht des zu dir gekommenen Geistes, und das hat für deine Seele beinahe gar keinen Wert! Es ist nahezu dasselbe, wie wenn ihr Menschen einen Ochsen oder einen Esel oder auch ein anderes Tier zu irgendeiner Arbeit abrichtet. Ohne Stock, Spieß oder Geißel wird nicht leichtlich jemand mit einem Tier etwas ausrichten; habt ihr aber ein Tier zu einer groben Feldarbeit abgerichtet, so ist das sicher nur euer Verdienst und nicht ein Verdienst des Tieres.

[GEJ.06_225,06] Wenn Ich vermöge Meiner Allmacht wollte, daß kein Mensch je eine Sünde begehen solle, so würde auch kein Mensch je mehr sündigen; denn er würde sich nicht um eine Linie über Meinen Willen hinauswagen und -bewegen können, gleichwie da auch niemand seinen Leib anders gestalten kann, als wie er von dem Willen Gottes gestaltet ist, und auch sein Leibesleben nicht nach seinem Belieben verlängern kann, weil das alles von dem allmächtigen Willen Gottes abhängt. So nun Gott es nicht zuließe, daß ein Mensch je eine Sünde begehen könnte, wer hätte dann da ganz allein für sich das Verdienst ob des ganz sündenfreien Lebens eines Menschen, den allein Gottes Allmacht also leitete, wie sie das Wachstum der Bäume und aller andern Früchte leitet und die Welten leitet und führt durch den endlosen führt? Doch sicher niemand anders als Gott allein, weil der Mensch da nichts als eine Spielpuppe in den Händen Gottes wäre! Es wäre das für Gott auch um vieles bequemer, wie es für Ihn auch bequemer ist, die verschiedensten Tiere mit ihren mannigfaltigsten und seltsamsten Eigenschaften zu erschaffen und sie dann zu leiten und jegliches in seiner Art tätig sein zu lassen.

[GEJ.06_225,07] Aber die Menschen dieser Erde sind bestimmt, freie und völlig selbständige Kinder Gottes zu werden, und so müssen sie auch also geleitet werden, daß dabei ihr notwendig freiester Wille ja nicht die geringste Nötigung von einer mächtigeren Seite eines Geistes erfahre, sondern allein durch Offenbarung und Lehre und durch äußere Gesetze dahin geleitet werde, aus sich selbst das Wahre und Gute, das sie gelehrt wird, mit ihrem freien Willen zu ergreifen und aus eigener Selbstbestimmung danach tätig zu werden.

[GEJ.06_225,08] Sieh, die Achtung des freien Willens der Menschen dieser Erde geht von Gott aus sogar so weit, daß Er nicht einmal stets darauf sieht, was ein oder auch mehrere Menschen denken, wollen und tun. Nur wenn sie zu weit von Gott abgewichen sind, dann erst sieht Gott sie an und erweckt wieder Seher, Lehrer und Propheten, damit sie den Menschen wieder den Willen Gottes und Seine Absichten mit ihnen von neuem verkünden sollen. Kehren sich die Menschen daran, so geht es dann schon wieder ganz gut; kehren sie sich aber nicht daran, und verspotten und verfolgen sie die für sie von Gott erweckten Seher, Lehrer und Propheten, so muß Gott dann notwendig ein äußeres Strafgericht über die Menschen und oft über ein ganzes Volk kommen lassen. Aber selbst ein solches Gericht geht niemals unmittelbar von dem allmächtigen Willen Gottes aus, sondern ein solches Gericht kommt stets von der blinden und böswilligen Verkehrtheit der Menschen.

[GEJ.06_225,09] Die mächtigen Hanochiten sind mehr denn hundert Jahre hindurch gewarnt worden, daß sie nicht des Goldes und der Edelsteine wegen und auch wegen leichterer Führung ihrer Kriege ganze Berge zerstören und bis auf den Grund völlig abgraben sollten, da sie dadurch die unterirdischen großen Wasserschleusen öffnen und sie alle ersäuft werden würden. Aber es nützte alles nichts; sie taten, was sie wollten, stachen noch tiefer in die Berge und öffneten die Wasserschleusen. Siehe, das hat also Gott nicht unmittelbar durch Seine Allmacht, sondern nur durch Seine Zulassung geschehen lassen, was notwendig daraus folgen mußte, daß die Menschen Seinen rechtzeitigen Ermahnungen kein Gehör mehr leihen wollten!

[GEJ.06_225,10] Gott hätte die Menschen ja durch Seine Allmacht bannen können, daß sie nimmer die Berge weiter hätten zerstören können! Ja, das wäre Gott ein ganz leichtes gewesen; aber die Menschen hätten dann aufgehört, Menschen zu sein, und wären hernach auch im Geisterreiche nicht mehr auf den freimenschlichen Fuß zu stellen gewesen. Gott aber ließ eher zu, daß ein ganzes Menschengeschlecht durch seinen eigensinnigen Willen dem Fleische nach zugrunde ging, als daß es an seiner Seele nur im geringsten etwas darin einbüßen solle, was da betrifft deren freien Willen und volle Selbständigkeit.

[GEJ.06_225,11] Ebenso ist ein Volksstamm noch von dem König zu Salem mehrere Male gewarnt worden, die Landschaft von Sodom und Gomorra zu bewohnen, weil sie unter sich viele Schwefellager und teilweise Erdpech enthielt. Es wurde dem Volke auch klar und verständlich gezeigt, wie sich solchen Lagern in einem fort unreine Naturgeister entwinden und die Fleischmenschen zur Unzucht reizen; denn wie im Weine die Geister der Unzucht daheim sind und das Fleisch dazu antreiben, so ein Mensch im Übermaß davon genossen hat, ebenso sind sie auch im Schwefel und im Erdpech. Es ward dem Volke auch gesagt, daß sich in einer solchen Landschaft häufig Erdbeben, Bergbrände und viele böse Gewitter einstellen und oft vielen und großen Schaden anrichten, worauf leicht Hungersnot und Pest entstehen; aber es half all solcher guter Rat sogar aus dem Munde Jehovas nichts. Weil die Landschaft sonst sehr üppig und fruchtbar war, so siedelten sich dennoch die Menschen an, und bevor zweihundert Jahre vergingen, waren allda schon nächst Sodom und Gomorra noch zehn Städte erbaut. Die Menschen wurden ganz sinnlich und trieben allerlei unbeschreibbare Unzucht und die allergräßlichste Hurerei sogar mit den Tieren.

[GEJ.06_225,12] Sie wurden abermals zu Nahors und wieder zu Tharahs Zeiten gewarnt, und es ward ihnen geraten, die böse Landschaft zu verlassen; doch niemand kehrte sich daran. Tharahs Söhne waren Abraham, Nahor - der also hieß wie sein Großvater - und Haran, der den Lot gezeugt hat. Haran zog selbst hin und predigte auf Gottes Geheiß, richtete aber auch nichts aus. Lot, sein Sohn, tat dasselbe mehrere Jahre hindurch, hielt sich wechselweise bald in der einen und bald in der andern Stadt auf und wurde dabei nahe selbst ein Opfer des Geistes der Unzucht.

[GEJ.06_225,13] Da kamen sichtbare Engel, die zuvor Abraham besuchten, und Jehova war mitten unter ihnen und gab dem Abraham treulich kund, wie es Sodom und den anderen Städten ergehen werde. Und es wurden die beiden Engel in Gestalt von zwei kräftigen Jünglingen dahin abgesandt, um noch den Lot zu retten. Das Volk hörte die Jünglinge gar nicht an, sondern wollte noch mit ihnen die unnatürlichste Unzucht treiben. Da entkam Lot auf die Warnung der beiden Jünglinge. Nur sein Weib ward ein Opfer ihrer säumigen Neugier; es ward zur Salzsäule dem Leibe nach, nach der Voraussage der Jünglinge. Denn diese sagten: ,Wir müssen nun schnell fliehen und uns nicht einmal die Zeit zum Umsehen nehmen; denn das unterirdische Feuer greift schnell um sich, und seine überall ausbrechenden Dämpfe ersticken schnell alles Naturleben und verwandeln alles schnell in ein steiniges Salz!' Lots Weib aber blieb dennoch einige Augenblicke stehen und ward von den Dämpfen ereilt und dadurch ein Opfer.

[GEJ.06_225,14] Siehe, da hatte abermals nicht Gottes allmächtiger Wille so ganz eigentlich den vollen Untergang der bösen Landschaft verursacht; denn es wäre diesem unreifen Flecke das auch durch seine Natur widerfahren, was ihm nachher unter Abraham widerfahren ist. Aber daß dabei so viele Menschen zugrunde gegangen sind, daran war niemand schuld als der Ungehorsam ihres freien Willens.

[GEJ.06_225,15] Gott hätte diese Menschen freilich wohl mit Seinem allmächtigen Willen herausziehen und in ein anderes, gesundes Land versetzen können; aber das wäre offenbar wider ihren Willen geschehen. Da aber dieser von Gott am allermeisten geachtet wird und auch geachtet werden muß, so ließ Er es lieber zu, daß diese Menschen dem Leibe nach alle zugrunde gingen, als daß nur ein Atom an der Freiheit des Willens ihrer Seelen verwüstet wurde. Denn selbst für Gott ist das das größte Meisterwerk Seiner Liebe, Weisheit und Macht, Menschen zu erschaffen, die Ihm in allem vollkommen ähnlich werden.

[GEJ.06_225,16] Um aber das zu bewirken, muß der Mensch nahezu ohne Kraft in der diesweltlich größten Verlassenheit geboren werden und seinen Unterricht nach und nach von der äußersten Welt nehmen. Wenn er sich so einige Kenntnisse und Fertigkeiten gesammelt hat, dann erst wirken die ihn umgebenden guten und auch schlechten Geister ganz unvermerkt auf ihn ein, - die guten auf sein Gemüt und die schlechten auf seine physische Natur, auf daß die Seele stets in der vollkommensten Freischwebe erhalten werde.

[GEJ.06_225,17] Hat ein Mensch den guten äußeren Lehren und Ermahnungen freiwillig gegen manche Anfechtungen seiner Sinne Gehör gegeben und sein Leben danach eingerichtet, so wird der stille Einfluß der guten Geister auch stets mächtiger, den aber kein Mensch anders fühlt und fühlen darf, als daß er sein freies Werk ist. Wird aber der Einfluß des Guten aus den Himmeln durch des Menschen eigenen Willen einmal so gekräftigt, daß die Seele ganz in denselben übergegangen ist, so wird der wahre, göttliche Geist der Liebe in ihr wach, durchdringt die Seele ganz, und dann erst ist die Seele in die erste Stufe ihrer Vollendung getreten, ist dann schon unverwüstbar frei und kann, so sie auch noch im Fleische ist, Gesichte und Offenbarungen von Geistern und selbst von den höchsten Engeln empfangen.

[GEJ.06_225,18] Und da geschieht es eben häufig, daß solche Menschen Gesichte haben, mit Seelen im Jenseits sprechen und sich von ihnen wie persönlich belehren lassen und davon auch anderen, noch ganz naturmäßigen Menschen treue und wahre Kunde geben können. Wer ihnen glaubt, tut sicher ganz wohl daran, - nur muß er nicht auch gleich verlangen, dasselbe selbst zu erfahren; denn das kann nicht eher geschehen, als bis er die vorbeschriebene geistige Seelenreife erlangt hat.

[GEJ.06_225,19] Es soll sich aber ein jeder Mensch zuerst gläubig nach den empfangenen guten Lehren richten und dann acht haben auf sein Gemüt, aber auch auf die in seinem Fleische oft schlummernden bösen Leidenschaften, die sich in Trägheit, Arbeitsscheu, Wollust, Eigenliebe, Starrsinn, Hochmut, Neid, Geiz und Herrschsucht nur zu klar kundgeben. Diesen letzteren soll er durch die Macht der Liebe zu Gott und durch die Liebe zum Nächsten, durch Geduld, Demut und Sanftmut begegnen, so wird er gar nicht lange dahin haben, wo sich die guten Geister ihm fühlbarer und ersichtlicher offenbaren werden.

[GEJ.06_225,20] Übrigens gibt es aber schon gar keinen Menschen, bei dem es nicht einmal zugelassen worden wäre, gewisse Winke und sogar Gesichte aus dem Jenseits zu bekommen. Wenn aber der Mensch nachher das alles in den Wind schlägt und es für nichts als einen Sinnentrug betrachtet, so kann man ihm da nicht helfen. Ich meine, daß Ich deinen Anstand und Einwurf nun der ewigen Wahrheit nach vollkommen beleuchtet habe, und ein jeder muß daraus ersehen, wie sich die Sache mit dem Menschen auf dieser Erde verhält. - Hast du vielleicht dagegen noch etwas einzuwenden?"

229. Kapitel
[GEJ.06_229,01] Sagte Petrus: „Als Du Dich im Jordan von Johannes taufen ließest, da öffneten sich die Himmel, und der Geist Gottes schwebte in der Gestalt einer feurigen Taube über Deinem Haupte, und aus den Himmeln vernahm man in klarer Stimme folgende Worte: ,Dieser ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Mein Wohlgefallen haben - Ihn sollet ihr hören!' Und auch bei einer andern Gelegenheit vernahm ich ganz dieselben Worte, darüber wir Dich ganz besonders um eine nähere Auskunft zu bitten uns so ganz eigentlich bis jetzt noch nicht getraut haben. Aber da Du nun Selbst uns alle in eine noch richtigere Erkenntnis Gottes leiten willst, so meine ich, daß es nun auch an der Zeit wäre, uns darüber ein größeres Licht zu geben, natürlich nach Deinem göttlichen Wohlgefallen.

[GEJ.06_229,02] Denn bis jetzt bist Du für uns nur der wahrhaftige Sohn des Allerhöchsten, wie wir solches sogar aus dem Munde Deiner Leibesmutter wissen, wie der Erzengel Gabriel ihr erschienen ist und sie also angeredet hat: ,Gegrüßet seist du, da du Gnade vor Gott gefunden! Der Heilige Geist wird dich überschatten, und du wirst einen Knaben gebären, den sollst du den Sohn des Allerhöchsten heißen!'

[GEJ.06_229,03] Siehe, Herr, das und noch gar vieles wissen wir und können uns der Ansicht nicht erwehren, daß es einmal einen allerhöchsten Gott-Vater im Himmel gibt. Du bist Sein Sohn, und das unfehlbar, und ein Dritter, sicher auch Gott, dem Vater und Dir gleich, ist doch offenbar der Heilige Geist! - Haben wir unrecht, wenn wir also auch unsern Glauben feststellen?"

[GEJ.06_229,04] Sagte Ich: „Dazu, um euch das vollends zu enthüllen, ist die Stunde wohl noch nicht völlig da; aber sie wird auch nicht lange auf sich warten lassen. Ich aber habe es euch ja doch schon mehrere Male gesagt, als ihr Mich darum anginget, daß Ich euch den Vater zeigen sollte: Wer Mich sieht, der sieht auch den Vater; denn Ich und der Vater sind völlig eins. Der Vater ist in Mir und Ich gleichfalls im Vater. - Wie verstandet ihr denn hernach solches?"

[GEJ.06_229,05] Sagte Petrus: „Wir verstanden das also, und das einer wie der andere: Dich durchdringt allzeit die volle Kraft des Vaters, insoweit Du ihrer nur immer hier auf dieser Erde benötigst, und so ist der ewige und unendliche Vater auch in Dir. Du bist Sein vollkommenstes Ebenmaß. Da aber der Vater als der unendliche, ewige und allgegenwärtige Gott auch um Dich ist und Dich sicher besonders umgibt, so mußt Du auch im Vater sein!"

[GEJ.06_229,06] Sagte Ich: „Gut, - und was ist denn dann mit dem Heiligen Geiste? Was haltet ihr dann von ihm?"

[GEJ.06_229,07] Sagte Petrus: „Herr, mit dem wissen wir alle nichts zu machen, obwohl Du Selbst sagtest, daß dem Menschen alle Sünden vergeben werden können, doch eine Sünde wider den Heiligen Geist nimmerdar! Nun bist Du der Heilige Geist offenbar nicht, da Du sagtest, daß Sünden gegen den Sohn vergeben werden können. Der Vater ist das auch nicht, da auch Sünden gegen den Vater noch eher vergeben werden könnten. Nun, wer und was ist denn der Heilige Geist? Wir sahen ihn in der Gestalt einer feurigen Taube. Ist er eine allen Menschen von Adam an verborgen gehaltene dritte göttliche Persönlichkeit, oder ist er eins mit dem Vater oder eins mit Dir? Er kann doch nicht heiliger sein als der Vater und Du? Und dennoch sagtest Du, daß Sünden gegen den Heiligen Geist nie und nimmer vergeben werden! Er muß daher uns noch ganz unbekannterweise offenbar das Heiligste aller Himmel sein.

[GEJ.06_229,08] Du siehst daraus, daß sogar uns alten Jüngern in der reinen Erkenntnis Gottes noch sehr vieles mangelt, und wir haben daher auch vollsten Grund, uns auf das zu freuen, so Du auch uns in eine noch reinere Erkenntnis Gottes leiten willst.

[GEJ.06_229,09] Bei Moses heißt es gar strenge: Ich, Jehova, bin nur Einer und allein euer Gott! Ihr sollet euch keine fremden Götter neben Mir machen und denken! - Und nun hätten wir nach unseren beschränkten Begriffen drei, und wir sollen dennoch nur an einen Gott glauben! Darüber, o Herr, täte uns allen noch ein näheres und helleres Licht sehr not; denn darin ist noch keiner von uns so ganz im klaren!"

[GEJ.06_229,10] Sagte Ich: „Nur an einen einzigen Gott sollet ihr glauben, weil es von Ewigkeit her nie mehrere gegeben hat und auch ewig nie mehrere geben wird!

[GEJ.06_229,11] Euer Gedächtnis aber ist eben das Stärkste nicht bei euch, daß ihr Mich nun um solches fragen könnet, was Ich doch schon bei tauglichen Gelegenheiten oft genug erklärt habe, - und dennoch seid ihr noch immer im unklaren über die Hauptsache; denn wie Ich ehedem gesagt habe, daß die vollkommene Gotteserkenntnis des Lebens Hauptsache ist, weil es ohne diese kein wahres, sondern nur ein verwirrtes Maschinenleben gibt, so habe Ich euch gar bald darauf gezeigt, was und wer Gott ist, - aber euer Gedächtnis ist schwach und kurz!"

[GEJ.06_229,12] Sagten die Jünger: „Herr, so stärke unser Gedächtnis!"

[GEJ.06_229,13] Sagte Ich: „Saget lieber: ,Herr, stärke unser Fleisch und unseren Willen!'; denn die Stärke des Gedächtnisses hängt allzeit von der Stärke des Willens ab. Zwar ist eure Seele sehr willig; aber euer Fleisch ist schwach, und somit auch euer Gedächtnis, das erst nachher stärker werden wird, wenn Ich den Heiligen Geist über euch senden werde. - Nun aber gebet denn wohl acht, und das mit gespannter Aufmerksamkeit!"

230. Kapitel
[GEJ.06_230,01] (Der Herr:) „Doch was ihr nun vernehmen werdet, das behaltet vorderhand bei euch und machet Mich nicht vor der rechten Zeit ruchbar! Wann aber dazu die rechte Zeit sein wird, das werdet ihr von Meinem Geiste, der der eigentliche Heilige Geist ist, schon in euch selbst erfahren.

[GEJ.06_230,02] Der Vater, Ich als Sohn und der Heilige Geist sind unterscheidbar eines und dasselbe von Ewigkeit.

[GEJ.06_230,03] Der Vater in Mir ist die ewige Liebe und als solche der Urgrund und die eigentliche Ursubstanz aller Dinge, die da erfüllet die ganze ewige Unendlichkeit.

[GEJ.06_230,04] Ich als der Sohn bin das Licht und die Weisheit, die hervorgeht aus dem Feuer der ewigen Liebe. Dieses mächtige Licht ist das ewige vollkommenste Selbstbewußtsein und die hellste Selbsterkenntnis Gottes und das ewige Wort in Gott, durch das alles, was da ist, gemacht worden ist.

[GEJ.06_230,05] Damit aber das alles gemacht werden kann, dazu gehört noch der mächtigste Wille Gottes, und das ist eben der Heilige Geist in Gott, durch den die Werke und Wesen ihr volles Dasein bekommen. Der Heilige Geist ist das große ausgesprochene Wort ,Werde!' - und es ist da, was die Liebe und die Weisheit in Gott beschlossen haben.

[GEJ.06_230,06] Und seht, das alles ist nun da in Mir: die Liebe, die Weisheit und alle Macht! Und somit gibt es nur einen Gott, und der bin Ich, und Ich habe nur darum hier einen Leib angenommen, um Mich euch Menschen dieser Erde, die Ich völlig nach Meinem Ebenmaße erschaffen habe aus der Ursubstanz Meiner Liebe, in eurer Persönlichkeit näher offenbaren zu können, - wie es nun soeben der Fall ist.

[GEJ.06_230,07] Daß aber auch ihr dieselbe Mir ganz ebenmäßige Dreiheit in euch habt wie Ich Selbst, das soll euch sogleich ganz klar gezeigt werden.

[GEJ.06_230,08] Sehet, ein jeder Mensch hat eine Liebe in sich und infolge solcher Liebe auch einen Willen; denn die Liebe in sich ist ein Begehren und Verlangen, und in dem Begehren und Verlangen liegt ja eben der Wille. Das ist auch allen Pflanzen und Tieren und in gewisser Hinsicht auch der andern Materie eigen.

[GEJ.06_230,09] Liebe und Willen hat selbst der roheste und ungebildetste Mensch. Aber was richtet er damit aus? Er geht nur auf die Befriedigung seiner untersten und materiellsten Bedürfnisse aus, die sich instinktmäßig aus seiner rohen Liebe in seinen Willen übersetzen, aus dem sein Verstand nichts als einen finsteren Dunst überkommt. Sehet auf die Wirkungen solcher Menschen, ob sie nicht um vieles schlechter sind als jene, welche die Tiere hervorbringen, deren Liebe und Verlangen durch ein höheres Einfließen geleitet wird!

[GEJ.06_230,10] Aber ganz anders verhält es sich mit der Liebe und ihrem Willen bei jenen Menschen, deren Verstand ein helles Licht geworden ist; er durchleuchtet dann die Liebe, ihren Willen und dadurch den ganzen Menschen. Nun erst gibt die Liebe die reinen Mittel, das Licht oder die Weisheit ordnet sie, und der Wille setzt sie ins Werk. Weil aber der Mensch als Ebenmaß Gottes auch solch eine Fähigkeit in sich hat, besteht er darum aus drei Menschen, oder ist er nur ein Mensch?"

[GEJ.06_230,11] Sagten alle, und besonders die alten Jünger: „Wir danken Dir, o Herr, daß Du nun einmal wieder ganz klar geredet hast; denn das ist eben nicht immer Deine Art, also zu reden und zu lehren. Nun erst wissen wir ganz, wie es mit der völligen Einheit Gottes steht, und so bist Du denn doch ganz vollkommen Gott, wie es uns schon zu öfteren Malen in den Sinn gekommen ist."