Das Luzifer Problem
Die große Prüfung im freien Willen ...

(...)
Und hier kommt der große Schei­depunkt, wo diese Erstgeborenen oder Ersterschaffenen aus ihrer über­kommenen, persönlichen Freiheit sich auf den einen oder anderen Weg begeben konnten. Wir wollen aber nicht den Fehler machen wie manche Freunde, dass unser freier Wille ein souveräner Wille wäre. O nein - aus URs Herrschaftswillen ist unser freier Wille gekommen. Hätte UR Seinen Herrschaftswillen nicht so wunderbar offenbart und herausge­stellt und aus diesem Sein ganzes Werk herausgeschöpft, wo hätten wir denn einen freien Willen.

Und was wäre es denn, wenn unser Heiland selbst lehrt, „Vater, Dein Wille geschehe", und wir erheben uns, wie ich kürzlich wieder gelesen habe als „Offen­barungs­wort", Gott müsse unseren freien Willen respektieren. Derjenige muss einen Willen respektieren, der unter dem Betreffenden steht. Ich glaube nicht, dass wir annehmen kön­nen, dass Gott unter einem Seiner Kindgeschöpfe steht. Und so ist es nicht, und damit ist Sein freier Herrschaftswille ein souve­räner Wille, ein erster Wille, und in diesem Willensgehege, in dieser Um­randung, in dieser wunderbaren barmherzigen Führung, da drin leben wir! Frei - innerhalb, aber nicht außerhalb!

Und nun kommt dieser Scheidepunkt, wo diese ersten Kindgeschöpfe sich - von sich selbst aus - entscheiden müssen: Wollen wir aus unserer Freiheit unseren freien Willen unter Gottes Willen stellen oder nicht. Das war der Augenblick, wo der freie kindgeschöpfliche Wille nicht nur für sich selbst die Entscheidung brachte, sondern auch die Rückverbindung zu Gott, zum Ewig-Vater. ...
Dieser Vortrag, der von Anita Wolf in Graz gehalten worden ist, wurde zum ersten Mal veröffentlich im Heft „UR - Das wahre Ziel" Nr. 14 im Jahre 1992, drei Jahre nach dem Tode von Anita Wolf.

Meine lieben Freunde und lieben Geschwister,
wir stehen heute vor einem der schwierigsten Probleme, das nicht nur die allgemeine Christenheit, sondern vor allen Dingen uns Neu­offen­barungsfreunde betrifft. Das ist das Luzifer-Problem.
Unser übersteigerter Intellekt, unser krasser Egoismus, unsere verwor­renen Ansichten haben sehr viel dazu beigetragen, dass die klare Offenba­rung und das wunderbare Wort der Gottheit auch in unseren Reihen nicht so ist, wie es sein sollte und wie es sein könnte.

Gott, die Ewige Wahrheit, gibt nur eine Wahrheit und kennt auch nur eine Wahrheit. Diese gründet sich auf der Barmherzigkeit, wie in Jesaja wunderbar geschrieben steht:
,,Deine große, herzliche Barmherzigkeit" (Jes. 63, 15).
Wo wäre die, wenn wir nicht in der Lage sind, wenigstens so gut wie möglich diese Barmherzigkeit auf allen Punkten anzuwenden. Ich führe einen kleinen Satz von Bruder Otto an, den er vorhin sagte: ,,Wir be­finden uns alle, alle auf dem Weg heim ins Reich." Und gerade von dieser Grundwahrheit aus wollen wir unsere heutige Sache näher be­trachten.

Wir wissen, dass es einen Luzifer gab oder gibt. Wir wissen, dass er als das abgefallene Schöpfungskind bezeichnet wird. Wir wissen, dass die Christenheit, die selber die Barmherzigkeit braucht, recht unbarm­herzig von diesem verlorenen Kinde spricht: „Ja, das ist der Erzböse­wicht, er verführt die Menschen. Er macht es, dass wir uns von Gott ab­wenden, er macht es, dass wir auf die falschen Wege kommen. Er ist heute noch der große Betrüger und Verführer." So wälzen wir in Unbarmher­zigkeit all unsere eigene Schuld und Sünde auf dieses eine Schöpfungs­kind. Wir machen es wie Adam, der sich versteckt und gesagt hat: ,,Herr, das Weib, das du mir gegeben hast, hat mich verführt. Ich bin ganz un­schuldig." (1. Mose 3, 12)

Sind wir an unseren eigenen Sünden und Verfehlungen schuldlos? Können wir einen Schuldabladeplatz wählen, wo wir das einfach hin­schieben, was wir selbst zu tragen haben? Oder wie David in seinem Psalm sagt: ,,Prüfe mich und erfahre mich, ob ich auf bösem Wege bin und leite mich auf Deinem guten Weg." (Psalm 139, 23 + 24)
Das ist das, was die Christenheit noch sehr von der wahren Erkenntnis Gottes trennt. Solange wir in der Gottheit etwas Böses sehen, solange wir der Ansicht sind, dass Gott dieses getan habe, so lange haben wir keine wahre Verbindung mit unserem himmlischen Vater.

Und wir nehmen für dieses Thema das wunderbare Gleichnis unseres Vaters. Da komme ich zunächst auf die vier Grundzeiten zurück. Die Zeit aus UR, als Er aus Seinem großen Gedankenreichtum Sein ganzes Kindervolk geschaffen hatte; auf die Zeit, da Er als unser Heiland Christ Jesu auf dieser Erde weilte; auf unsere augenblickliche Zeit und auf die zukünftige Zeit.

Wenn wir das fertig brächten, dass wir unser ganzes Augenmerk auf Gottes Barmherzigkeit richteten, dann könnten wir diese vier Zeiten der Reihe nach besprechen. Es ist aber vielleicht besser, wenn wir die zweite Zeit, die Heilandszeit, einmal vorwegnehmen. Und da hören wir das wunderbare Gleichnis unseres Heilandes vom „Verlorenen Sohn".

»Da er, der Sohn, nun all das Seine verzehrt hatte, ward eine solche Teuerung durch dasselbe ganze Land und er fing an zu darben und ging hin und wandte sich an einen Bürger des Landes. Der schickte ihn auf seine Äcker, die Säue zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit Essen wie die Säue aßen, und niemand gab es ihm. Da ging er in sich und sprach: „Wie viel Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe im Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: ,Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor Dir. Und hinfort bin ich nicht wert, dass ich Dein Sohn heiße. Mache mich zu einem Deiner Tagelöhner.'

Und er machte sich auf und ging hin zu seinem Vater. Da er aber noch ferne von dannen war, sah ihn der Vater und es jammerte ihn. Und er fiel ihm um seinen Hals und küsste ihn. Und der Sohn sprach: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor Dir. Ich bin nicht wert, dass ich Dein Sohn heiße." Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: „Bringet das beste Kleid hervor und ziehet ihn an und gebet ihm einen Fingerreif an seine Hand und Schuhe an seine Füße. Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden. Er war verloren und ist wiedergefunden."« (Lukas 15)

Und dazu haben wir aus der Offenbarung des Jakob Lorber eine ganz klare Linie. Eine Offenbarung, die mit nichts - auch nicht mit unseren Ansichten - verglichen werden kann. Man fragt den Herrn, was mit diesem verlorenen Sohne sei und was mit ihm werden wird. Und ganz klar der Heiland: Dieser Sohn ist an und für sich schon umgekehrt. Nicht heimgekehrt, schon umgekehrt, nur seine Lumpen werden ihm noch ausgezogen. (frei wiedergegeben die Textstelle: Jakob Lorber GEJ. Bd.10, Kap.188, Vers.21 und Himmelsgaben [HiG.01_41.03.23 ff)

Nun wollen wir diese Stelle einmal näher betrachten, die Stelle in der Bibel, die ganz klar auf die Offenbarungsstelle bei Jakob Lorber hindeu­tet. Und das ist die Zeit, wo Gott, unser ewiger UR, das erfüllt hat für alle seine Kinder, ausnahmslos, was Er als Vater schon von Ewigkeit her bereitet hat - wie auch Jesaja (63, 16) sagt: „Wer kennt uns denn, aber Du bist unser Vater und unser Heiland und unser Erlöser von alters her." Und Paulus bestätigt das in seinem Hebräerbrief (9, 12) und sagt: „Er hat, also unser Gott, eine ewige Erlösung gefunden."

Das Wort „ewig" ist ein Zeitprädikat, das wir in unsere heutige Zeit nicht hineinglauben und nicht hineindrängen können. Wir können uns nur in das Ewig hineinstellen, aber das Ewig kann nicht unsere Zeit und unser Leben ausmachen, denn das Wort „ewig" ist ein Prädikat der Gott­heit. Gott ist ewig.

Und wenn Er also aus Seiner Ewigkeit diese Erlösung herausgeschöpft hat, so müssen wir einmal fragen, wie ging das eigentlich zu? Wir können ja nicht einfach in Bausch und Bogen sagen, ja wir wissen, das erste Schöpfungskind ist gefallen und ist eben ein Satan, ein Teufel geworden und wird es immer bleiben. Er wird in die ewige Verdammnis fahren, er ist auf ewig ausgemerzt.

Das sagen Christen, Neuoffenbarungsfreunde, die an Gott glauben. Ob das wirklich ein wahrer Gottesglaube ist? Ob sich das wirklich mit Gottes hoher Liebe und Barmherzigkeit vereinbaren lässt? Das kann sich jeder selber fragen. Und im Vorhinein stelle ich die Frage, die auch jeder für sich selbst bedenken und für sich selbst beantworten kann. Würde es unsere Verbindung zu Gott, unsere Liebe zu ihm und unsere ewige Seligkeit, die Gott uns verheißen hat, erhöhen und vermehren, wenn ein Kind, oder sogar mehrere, wie viele glauben, auf ewig ausgeschlossen sind vom Heim-ins-Reich? Werden wir dann freudiger, werden wir dann seliger, glücklicher, viel mehr mit Gott verbunden sein, als wir es augen­blicklich sein können? Es gebe sich jeder selbst die Antwort.

Ich sage meine Antwort offen: Nein! Wir werden nicht seliger, nicht glücklicher, wir haben keine engere Verbindung zu unserem Vater, wenn welche auf ewig ausgeschlossen sind vom Heim-ins-Reich.
Und nun wollen wir das ganze Problem aufrollen. Es ist etwas schwie­rig, liebe Freunde, aber mit gutem Willen, mit einem Herzen voll Liebe, mit dem Eingehen in das, was unser himmlischer Vater getan hat, mit der Basis, die Er geschaffen hat für alle Seine Kinder, da können wir es erkennen.

Als die Gottheit aus Seinem Gedankenreichtum das Kindervolk her­ausgestellt und es hatte werden lassen, jedes Kind zu einer eigenen Per­sönlichkeit, da war alles gut. Wie es auch schon in der Heiligen Schrift am Anfang heißt: „Gott sah an alles, was Er gemacht hatte, und siehe da, es war sehr gut." (1. Mose 1, 31) Alles, ohne Ausnahme. Es steht nicht da, dass Gott irgendeine Ausnahme für irgendeine Sache oder irgendein Kind gemacht hätte. Und noch dazu: Es war sehr gut. Das hätte die Gottheit von Ihren Werken nicht sagen können, wenn da schon irgendetwas ausgeschlossen gewesen wäre. Ihr werdet vielleicht denken oder erwidern, das wissen wir ja, dass da alles sehr gut war.

Meine Freunde, ich habe vor kurzem wieder etwas gehört und gelesen. Und die betreffenden Freunde, die auch an die Neuoffenbarung glauben, haben gesagt, auch das Böse sei aus Gott gekommen. Schön, befassen wir uns damit.
Wenn das Böse aus Gott käme, dann könnte Gott nicht sagen, alles, was Er gemacht habe, sei sehr gut, denn das Böse ist nicht gut. Und wenn das Böse aus der Gottheit gekommen wäre, dann hätte Er es ja gewollt, dann wäre es ja von Ihm aus vorgesehen. Dann hätte ja die Gottheit das vorbereitet und gesagt: Gut, dieser Teil ist gut, und dieser Teil ist böse.

Was hätte dann der böse Teil für eine Verantwortung? Und wie käme Gott dazu, nun diesen bösen Teil auf ewig zu verdammen, wenn Er selbst diesen bösen Teil aus sich herausgestellt hätte? Wie widersinnig diese An­sichten sind, ist gar nicht krass genug heraus­zu­stellen.
Wir aber wissen und glauben, dass Gottes Barmherzigkeit eine ewige und eine einmalige ist, ohne Kompromiss. Eine Barmherzigkeit, auf die wir uns alle verlassen können, auf die wir uns stützen können, die wir in Anspruch nehmen dürfen. Dürfen wir sie aber in Anspruch nehmen, warum dann die anderen nicht. Warum stellen wir die anderen ins Ab­seits, haben wir das Recht dazu? Nein! Und so hatte die Gottheit aus Ihrem ewigen Werk alles gut gemacht.

Das erste Schöpfungskind, die Sadhana, war erschaffen worden, gebo­ren. In der Fülle eines Lichtes, wie wir uns als Menschen es nicht vorstel­len können, als Menschen auch nicht in diese Tiefe hinein­zuleuchten brauchen. Aber der Teil, der uns aufgemacht worden ist, den können wir begreifen. Das ist eine solche Fülle für uns Menschen dieser Welt, dass wir darob die Hände zusammenschlagen können oder wie David in seinem Psalm (139, 6) gesagt hat: „Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen." So können wir auch Gottes Barmherzigkeit immer nur zu einem Teil erfassen. Dieser Teil ist so groß, dass die ganze „Kindheit" darin Platz hat.

Wenn wir von diesem Punkt ausgehen, dann wird es uns leicht, auch dieses schwierige Thema zu erfassen, zu begreifen und in unser Herz auf­zunehmen.
Die Sadhana war geschaffen mit einem Drittel des Lichtes und der Kraft, die die Gottheit für Ihr äußerliches Werk aus Ihrem inneren Reich­tum herausgestellt hatte. Danach erschuf die Gottheit die sieben Cherubi­m und die sieben Seraphim - die sieben Fürstenpaare -, die Träger seiner sieben Eigenschaften. Diese Sieben hatten jetzt die zwei Drittel gemeinsam an Licht und Kraft. Das erste Schöpfungskind überwog also einen einzelnen Eigenschaftsträger. Aber alle sieben Eigenschaften ver­eint hatten die Vormachtsstellung dahingehend, dass sie dieses eine Drit­tel auch mittragen konnten.

Und hier haben wir das „Und Er hat eine ewige Erlösung gefunden" (Hebräer 9, 12). Er hat schon da vorausbedacht - nicht voraus­bestimmt! -, dass wenn ein Kind sich auf einen Abweg begeben würde, dann sind die zwei Drittel Licht und Kraft da, damit sie alles tragen können. Und das ist ja dann auch geschehen. Die Sadhana war lange Zeit ein sehr gutes und ein sehr treues Kind. Ja, sie hat sich auch lange Zeit unter die sieben Engelpaare oder Eigenschaftsträger gestellt. Sie hat sich ihnen untergeordnet, ob­wohl sie das erste Kind war. Erst später, nachdem Licht und Kraft in diesen Erstgeborenen zur Wirksamkeit gelangten und Gott sie auf die freie Entwicklungsbahn gestellt hatte, sollten sie aus sich selbst die Rückver­bindung mit Gott suchen und mit Ihm eine Einheit bilden, denn von Gott aus war die Verbindung da - hier sagt ja auch Jesaja (9, 5): „Ewig-Vater", denn die Gottheit war, ist und bleibt unser aller Ewig-Vater. Und infolge­dessen waren alle Kindgeschöpfe oder die Lichtgeister, die Er aus Seinem Gedankenreichtum herausgestellt hatte, von Anfang an Seine Kinder.

Aber sie sollten von sich selbst aus, aus dem eigenen Trieb, sich als Seine Kinder fühlen, Seine Kinder werden. Und hier kommt der große Schei­depunkt, wo diese Erstgeborenen oder Ersterschaffenen aus ihrer über­kommenen, persönlichen Freiheit sich auf den einen oder anderen Weg begeben konnten. Wir wollen aber nicht den Fehler machen wie manche Freunde, dass unser freier Wille ein souveräner Wille wäre. O nein - aus URs Herrschaftswillen ist unser freier Wille gekommen. Hätte UR Seinen Herrschaftswillen nicht so wunderbar offenbart und herausge­stellt und aus diesem Sein ganzes Werk herausgeschöpft, wo hätten wir denn einen freien Willen.

Und was wäre es denn, wenn unser Heiland selbst lehrt, „Vater, Dein Wille geschehe", und wir erheben uns, wie ich kürzlich wieder gelesen habe als „Offen­barungs­wort", Gott müsse unseren freien Willen respektieren. Derjenige muss einen Willen respektieren, der unter dem Betreffenden steht. Ich glaube nicht, dass wir annehmen kön­nen, dass Gott unter einem Seiner Kindgeschöpfe steht. Und so ist es nicht, und damit ist Sein freier Herrschaftswille ein souve­räner Wille, ein erster Wille, und in diesem Willensgehege, in dieser Um­randung, in dieser wunderbaren barmherzigen Führung, da drin leben wir! Frei - innerhalb, aber nicht außerhalb!

Und nun kommt dieser Scheidepunkt, wo diese ersten Kindgeschöpfe sich - von sich selbst aus - entscheiden müssen: Wollen wir aus unserer Freiheit unseren freien Willen unter Gottes Willen stellen oder nicht. Das war der Augenblick, wo der freie kindgeschöpfliche Wille nicht nur für sich selbst die Entscheidung brachte, sondern auch die Rückverbindung zu Gott, zum Ewig-Vater. Und hier versagt das erste Schöpfungskind. Nicht eigentlich, weil es versagen wollte, auch nicht, weil es ein ganzes Drittel Licht und Kraft bekommen hatte - o nein, jetzt vergleicht es! Die sieben Eigen­schaftsträger: die haben dies, die haben das, die haben je eine Sonne, die haben Häuser, die haben Sterne, die haben Fackeln, die haben, die haben …, und was habe ich? Das war die große Schöpfungs­freiheits­probe, die dieses erste Kind bestehen sollte. Sie hätte beste­hen können, wenn sie die Ermahnungen, die die sieben Fürstenpaare dem ersten Kind gegeben hatten, berücksichtigt hätte und danach getan.

Muriel, der Ernst-Träger, sagt zu ihr: „Du brauchst keine Fackeln; Got­tes Feuer auf dem Heiligen Herd, darin ist deine Fackel, und alle unsere Fackeln sind an diesem Feuer angezündet." Er stellt also das erste Schöp­fungskind über sich. Damit hatte er auch schon einen großen Punkt sei­ner Schöpfungsfreiheitsprobe bestanden, wie auch die anderen Eigen­schaftsträger auf ähnliche Weise. Jeder musste seine Probe erfüllen, und es kam darauf an, ob sie diese Probe mit Gott bestehen wollten, mit ihrem Vater UR, oder nicht. Von der Vielzahl der offenbarten Beispiele nur eines: Diese Kinder, Sadhana und die sieben Engelsfürstenpaare, waren reif, im großen Schöpfungsfeld auch ohne persönliche Gottesführung zu arbeiten. Und Er übergibt dem Ersten, dem Uraniel, dem Ordnungsträ­ger, einen weißen Stab. Weiß, die Farbe der Barmherzigkeit - Stab, die Stütze.
Und UR sagt: „Jetzt könnt ihr allein ins Schöpfungsfeld gehen, aber wenn du willst, Uraniel, dann kannst du dir ja einen deiner Brüder neh­men, der mit dir die Spitze teilt."
Und da sagt Uraniel: „O nein, ich gebe Dir den Stab zurück. Vater, führe Du uns."
Da hatte er schon 75 Prozent dieser Schöpfungsfreiheitsprobe bestan­den, denn der Herr, der Vater, gibt ihm den Stab zurück und sagt: „Jetzt kannst du wirklich vorausgehen."
Uraniel: „Vater, Du hast mir erlaubt, einen zu wählen, der mit mir die Spitze teilt, und meine Wahl ist auf Dich gefallen."

Ja, Freunde, da können einem die Tränen kommen. „Meine Wahl ist auf Dich gefallen."
Da hatte Uraniel den Hauptpunkt seiner Schöpfungsfreiheitsprobe be­standen. Anders Sadhana. Sie wollte vorausgehen, sie wollte diesen Part allein gehen. Sie hatte von UR eine wunderbare Sonne geschenkt bekom­men, die Ataräus, auf der Gott ihr immer wieder begegnete und ihr alles enthüllte, was nur irgend möglich war, was ihr die Möglichkeit bot, ihre Freiheitsprobe zu bestehen. Und wie die ersten Engelsfürsten je drei Kinderpaare haben konnten, so hatte die Sadhana auch drei bekommen. Aber diese Kinderpaare wurden im Heiligtum erzogen, und da geht's los. Jetzt sagt sie: „Ja, die Engelsfürsten, die dürfen ihre Kinder behalten, und ich soll meine hergeben. Wie komm ich denn dazu."

Und sie versteht nicht, dass ihre Kinder der eigentliche Punkt oder das Band waren, mit dem die Sadhana immer an das Heiligtum angebunden ist. Gott schenkt ihr ein viertes Kinderpaar. Und dieses entscheidet sich für Gott, frei. Und da ist die Sadhana wieder scheinbar allein und vergisst, dass der Vater immer bei ihr ist. Der Vater ist jetzt an die Seite gerückt worden, ihre Kinder, das sind die, die sie umgeben, das ist sozusagen ihr Nächstes. Und versteht nicht mehr, dass auch diese Kinder aus der Gottheit hervor­gegangen sein müssen. Und da beginnt ihr Fall. Jetzt wendet sie sich ab und sagt: „Ja, Gott, ich begreife zwar, dass Du Gott bist, und ich weiß, dass Du die erste Kraft bist, aber wenn Du die erste Kraft bist, dann bin ich die zweite. Und ich bin genauso Kraft wie Du, Du bist nur zuerst erwacht, ich als zweite. Weiter ist kein Unterschied."

Und nun schafft sie sich eine ganze Menge Wesen. Die Engelsfürsten fragen: „Warum lässt Du denn das zu? Die reißt ja diese ganzen Wesen mit in ihre Tiefe hinab. Die können ja doch nichts dafür."
„Doch!" sagt der Herr, denn Er hatte sich allen diesen Wesen offenbart. Auch das klein­ste Wesensgebilde konnte sich frei entscheiden, entweder zu Gott oder zu Sadhana. Und Sadhana sagt: „Ich will nicht mehr Sadhana sein. Ich bin jetzt Luzifer, ein männliches Prinzip." Oder im Vergleich, sie wollte sich jetzt Männerkleidung anziehen, sich wie ein Mann geben und wie ein Mann wirken. Aber ihr Wesenhaftes ist und bleibt Frau. Sie ist und bleibt das, was Gott aus ihr gemacht hatte. Aber aufgrund ihrer Freiheit konnte sie sich mit einem männlichen Panzer umgeben. Und sie sagte nicht mehr: Ich bin geworden, sondern sie sagt: Ich bin!

Und da habe ich vor kurzem ein Büchlein bekommen, da steht buch­stäblich drin: „Wir Menschen sollen unser Ich-bin groß schreiben, damit wir unsere wunderbare Eigenkraft auch richtig herausstellen können." Nun könnte diese Passage als eine Äußerlichkeit bezeichnet werden, aber das ist es nicht. Hier steht unsere Christenheit - zumindest viele Teile - genauso vor dem Scheidepunkt wie damals Sadhana, das erste Schöpfungskind.
Aber, und jetzt kommen wir zum Hauptproblem, ist das so geblieben? Haben wir heute Recht, wenn wir sagen, der Satan ist noch der Verführer, der Erzbösewicht, der auf ewig verdammt sein wird. Wenn das der Fall wäre, dann hätte Christus in der zweiten Offenbarungs­zeit nicht diese Zeichen bringen können, und dann hätte Er durch Jakob Lorber nicht diese herrliche Stelle geben können, der Sohn an und für sich sei umgekehrt, nur seine Lumpen werden ihm noch aufgelesen.

Da der Sohn noch ferne war, so hörten wir, machte sich der Vater auf und ging ihm entgegen. Hier haben wir den großen Offenbarungspunkt der herzlichen Barmherzigkeit. Der Sohn hat gesagt, ich will mich auf­machen und zu meinem Vater gehen. Ja, er hatte Hunger. Auf einmal war seine ganze Kraft und sein ganzes Licht, das er bekommen hatte, vertan. Und das auch aus einer großen Barmherzigkeit, denn zurückgrei­fend auf die Frage der Engel, Vater, warum lässt Du das zu, dass Sadhana als Luzifer sich so viele Wesen schafft, da sagt unser Vater UR: „Ja, er darf es tun, denn so zerbricht er seine eigene Kraft, Ich zerbreche sie nicht." Luzifer selbst zerbricht sich sein Licht und seine Kraft. Und diese Einzelteile, das sind die Ähren, „die ihr, Meine Lichtkinder, wieder heim­bringen sollt".

Auf dem großen Schöpfungsfeld sollen wir uns bücken und die Ähren auflesen. Wir sollen diese verschleuderten Kräfte sammeln und sollen sie als unser Rückbringgut wieder dem Vater in die Hände legen, wenn sich für jeden Einzelnen das Wort erfüllt, das Bruder Otto sagte: „Alle heim ins Reich."
Und nun macht sich der Vater auf und geht dem Kind entgegen. Wie hat Er denn das gemacht?

Meine Freunde, als unser himmlischer Vater sich als Jesus, als Heiland auf diese unsere Welt begibt, da war die ewige Erlösung bereits abge­schlossen. Was sich hinterher noch erfüllt, erfüllt sich an den einzelnen Gliedern, soweit sich jedes dieser Glieder von der Erlösung erfassen lässt. Die Erlösung selbst ist da, sie ist nicht umzustoßen, diese Erlösung schließt alle ein, ein für alle Mal. Ob wir uns dieser Erlösung bedienen, ob wir diese Erlösung an uns in Kraft treten lassen, ob wir diese Erlösung für alle bedenken, das ist unsere Sache.

Aber das große, heilige Gott-Gehege der Barmherzigkeit, in das Er alle Seine Kinder eingesammelt hat und keines von Seiner Hand lässt, das ist eben die Offenbarung und das ist das Werden dieser ewigen Er­lösung. Bevor das Kind fiel, hatte UR Sein Schöpfungstestament ge­schrieben und hatte es von Seinen sieben Fürsten und von der Sadhana unterschreiben lassen. Da hat sie selbst ihre spätere, notwendige Erlösung unterzeichnet, ob sie wollte oder nicht. Damals hat sie es freiwillig getan, und weil sie es freiwillig getan hat, darum ist sie auch in diese ewige Erlösung eingehegt worden.

Und als unser UR-Vater als Heiland auf die Welt kommt, schon als Er das erste Mal als Kindlein Seine Hände segnend hebt, da war diese Erlösung auch für dieses erste Kind offenbar geworden. Und bis hin zu Golgatha, bis zu dem ewig hochheiligen Wort „Es ist vollbracht", da gab es kein Zurück mehr. Ob danach die noch finsteren Wesen, Dämo­nen, Teufel - wie wir sie nennen, ist ganz gleich -, ob die noch in ihrem kleinen Gebiet hausen oder nicht, das hat diese ewige Erlösung, dieses Wort „Es ist vollbracht" nicht annulliert. Hat kein Tüpfelchen davon weggenommen, weil Gott sich von dieser Erlösung nichts nehmen lässt - zu unserem Heil!

„Es ist vollbracht!"
Es wird nicht werden, es kommt nicht erst, son­dern es ist so allgegenwärtig da, wie unser UR-Vater allgegenwärtig immer und überall ist. Wir können von Seiner heiligen Allgegenwart auch nichts wegnehmen, ob wir Ihn sehen, spüren, fühlen, hören oder ob wir ihn leugnen, das spielt alles keine Rolle. Er ist da! Mit Seiner wunderbaren Allgegenwart hat Er all das offenbart, was Er eben von Ewigkeit an Seinem ganzen Kindervolk bereitet hat.

Und wir wollen uns auf die Offenbarung durch Jakob Lorber stützen, der Sohn an und für sich, nämlich Sadhana, der gewordene Luzifer, ist umgekehrt bei dem Wort „Es ist vollbracht". An diesem Kreuzteil konnte er nicht vorbei. Das war der Anhalt vom Kreuz, das war der Halt, hier konnte er sich festhalten. Und die ausgebreiteten Arme: bis hierher und nicht weiter, hier soll sich legen deines Stolzes Mut. Aber die Lum­pen, die dem Sohn noch ausgezogen werden, das sind die armen, noch zurückgebliebenen Wesen, das sind auch unsere armen Menschenbrüder und Menschenschwestern, die sowohl Gott leugnen als auch an eine ewige Verdammnis glauben. Und sich glücklich schätzen und sagen: Ja wir! - Aber die anderen?

Da schlagen wir die Offenbarung Johannes auf, und da lesen wir: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen." „Hütte" heißt „behüten, Obhut". In diese „Hütte" sind wir alle einge­schlossen. „Und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen" (Off. 21, 3-4).

Sadhana-Luzifer, der geglaubt hat, er sei allein der Erste, und was mit ihm, seinem Fall, mit Tod und Schmerz in die ganze Schöpfung gekom­men ist, das ist ausgewischt, das hat Gott beseitigt mit Golgatha! Alle Tränen, alles Leid, alle Schmerzen sind ausgewischt. Der Tod wird nicht mehr sein, der Seelenschmerz, denn das Erste ist vergangen.

Und wie die wunderbare Heilige Schrift damit beginnt: Und siehe da, es war alles sehr gut, so schließt die Heilige Schrift mit den Worten des Johannes: Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit allen.
Meine Freunde, wunderbarer und herrlicher kann sich unser himm­li­scher Vater nicht offenbaren, wunderbarer und herrlicher kann seine Barmherzigkeit, seine große heilige Erlöserliebe nicht an uns heran­treten. So lange eines von uns der Überzeugung ist, dass dieser oder jener von der ewigen Gnade ausgeschlossen sei oder ausgeschlossen bleibe, so lange hat er sich selbst von dieser Gnade gelöst. Gott löst uns nicht von Seiner Gnade, wir lösen uns, wenn wir Seine hohe Liebe und Seine Barmherzig­keit nicht auf alle anwenden. Wir sind Gottes Kinder, eines wie das ande­re.

Er hat uns alle gemacht, und solange welche ausgeschlossen wären, so lange wäre das Reich Gottes für uns - wohlgemerkt: nicht für Gott - nicht vollkommen. Für Gott bleibt alles vollkommen, weil Er aus Sei­ner wundersamen Vollkommenheit alles gemacht hat. Aber ob wir für uns diese Vollkommenheit anerkennen und in Anspruch nehmen, nicht jeder für sich allein, o nein, darauf kommt es nicht an, sondern wenn wir das erfasst haben: „Es ist vollbracht!", der Sohn ist umgekehrt, die Lumpen - auch unsere! - werden ihm noch ausgezogen: unsere Sün­den, unsere Verfehlungen, unsere Nachlässigkeiten, unsere Einbildun­gen, unsere Ansichten, dass wir Gott in eine Norm hineinstellen, die für Ihn gar nicht passt, so lange sind auch wir nicht an die Barmherzig­keit angeschlossen. Das große Gehege ist da. Da sind wir drin, aber ob wir die Freude, den Frieden dieses Gehege annehmen, ist unsere An­gelegenheit. Und das können wir erreichen, wenn wir sagen, die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit allen. Und wenn wir unsere eigene Unzulänglichkeit betrachten, wenn wir das bedenken, dann können wir aufblicken zu unserem himmlischen Vater, dann haben wir uns rück­verbunden zu Ihm, dann ist der große Spannungsbogen - der Bogen des Bundes und der Gnade, von Ihm zu uns gegangen und von uns wieder zu Ihm zurück - vollendet.
Und dann können wir, jeder für sich selbst, sagen: „Nichts ist es spät und frühe, / Um alle meine Mühe, / Mein Sorgen ist umsonst: / Er mag's mit meinen Sachen / Nach Seinem Willen machen, / Ich stell's in Seine Gunst." (Paul Fleming, 1609-1640)